1902 wird Rudolf Steiner selbst Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und kurz darauf Generalsekretär der neu begründeten «Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft». Rudolf Steiner übernimmt dieses leitende Amt unter der Bedingung, dass Marie von Sivers ihn bei dieser Aufgabe als Sekretärin unterstützt.
Vor der Zuhörerschaft innerhalb dieser «Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft» kann Rudolf Steiner seine anthroposophische Tätigkeit entfalten. Von Anfang an weist er darauf hin, dass er nicht esoterische Überlieferungen referiert, sondern nur von dem berichtet, was er auf geistigem Gebiet selbst erforscht hat.
«Niemand blieb im Unklaren darüber, daß ich in der Theosophischen Gesellschaft nur die Ergebnisse meines eigenen forschenden Schauens vorbringen werde. Denn ich sprach es bei jeder in Betracht kommenden Gelegenheit aus. Und als in Berlin im Beisein von Annie Besant die «Deutsche Sektion der Theosophischen Gesellschaft» begründet und ich zu deren General-Sekretär gewählt wurde, da mußte ich von den Gründungssitzungen weggehen, weil ich einen der Vorträge vor einem nicht-theosophischen Publikum zu halten hatte, in denen ich den geistigen Werdegang der Menschheit behandelte, und bei denen ich im Titel: «Eine Anthroposophie» ausdrücklich hinzugefügt hatte. Auch Annie Besant wußte, daß ich, was ich über Geistwelt zu sagen hatte, damals unter diesem Titel in Vorträgen vorbrachte.»
Rudolf Steiner: Mein Lebensgang, GA 28
Rudolf Steiner knüpft zwar als Generalsekretär der Theosophischen Gesellschaft in seinen Vorträgen und Schriften noch an die theosophische Terminologie an, er vertritt und entwickelt aber von Anfang an nur die Ergebnisse seines eigenen Forschens.
Nachdem jedoch führende Theosophen in dem Hinduknaben Jiddu Krishnamurti die Wiedergeburt des Jesus zu erkennen glaubten, trennt sich Rudolf Steiner 1913 von der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft. Sein christlich-esoterischer Schulungs- und Erkenntnisweg ist nicht weiter mit den Lehren der führenden Theosophen vereinbar.
So kommt es im Jahre 1913 zur Gründung der «Anthroposophischen Gesellschaft».